Graberner Gerichte – Ein Striezel zu Allerheiligen
Wir haben in den letzten Monaten sechs Gerichte mit Geschichte aus dem Weinviertel veröffentlicht. Hier haben wir alle Kochvideos noch einmal zusammengefasst. Und kurz vor Allerheiligen möchten wir auch noch unser Rezept für Allerheiligen-Striezel verraten.
Der Striezel (in anderen Regionen Österreichs auch Zopf, Hefezopf oder Allerseelenzopf genannt) gilt vor Allerheiligen als begehrter Glücksspielpreis. In vielen Gemeinden im Weinviertel wird jährlich vor dem Feiertag um dieses Gebäck gespielt. Das Striezelschnapsen gehört in vielen Vereinslokalen und Wirtshäusern zur Tradition. Es wird auch um die Striezel gewürfelt (das sogenannte Striezelposchn). Oft haben die Burschen früher den gewonnenen Striezel gleich an das Mädchen ihrer Wahl weitergeschenkt.
Unser Striezelrezept kann übrigens auch zu Ostern verwendet werden, denn dann hat der Striezel ebenfalls Saison und schmeckt mindestens genauso gut wie zu Allerheiligen. In unserem Rezept kommt er zwar nicht vor, aber aus vielen Weinviertler Striezelrezepten ist der Safran nicht wegzudenken. Bis ins 19. Jahrundert wurde Safran sogar in Niederösterreich angebaut – der Crocus austriacus.
Zutaten
500 g Mehl
6 Dotter
200 ml Milch
180 g Butter, flüssig
80 g Zucker
30 g frische Germ
Vanillezucker (nach Geschmack)
Schale von 1 Zitrone
Rosinen (nach Geschmack)
1 Ei zum Bestreichen
Hagelzucker
Den Ursprung in der geflochtenen Form des Striezels sehen manche in den Todesbräuchen der Antike. Haarzöpfe wurden als Zeichen der Trauer abgeschnitten. In den Regionen Westösterreichs und Bayerns ist es üblich, dass die Paten zu Allerheiligen den Striezel oder Zopf an ihre Patenkinder verschenken.
Alle gesammelten Graberner Gerichte
Wir haben uns auch zu anderen Gerichten über deren historischen Hintergründe Gedanken gemacht. Das ist nicht immer leicht, denn beim Katz’gschroa, weiß niemand so richtig, wann die Speise ihren Ursprung hat. Beim Erdäpfelschmarren wissen wir, dass das Gericht maximal 250 Jahre alt sein kann, weil davor gab es im Weinviertel noch keine Kartoffeln. Angeblich war es ein gewisser Pfarrer namens Johann Eberhard Jungblut, der im Jahr 1761 die Erdäpfel aus seiner Heimat Holland nach Prinzendorf an der Zaya und von dort aus ins gesamte Weinviertel brachte. Seit damals sind die Erdäpf’l also für die Weinviertler Küche unverzichtbar. An der Prinzendorfer Pfarrkirche wurde zum Dank sogar eine Gedenktafel für Pfarrer Jungblut angebracht. Die Kartoffel half der Landbevölkerung schwere Hungersnöte Ende des 18. Jahrunderts zu überstehen.
Quellen
- Buchinger/Galler (2011): Weinviertel Kochbuch. Tradition, Kultur, Küche. Metroverlag, Wien.
- o.A. (o.J.): Allerheiligenstriezel. Eine süße Tradition. Online auf: https://hausbrot.at/allerheiligenstriezel [abgerufen am 23.4.2019]
- Sandgruber (1982): Die Anfänge der Konsumgesellschaft. Konsumgüterverbrauch, Lebensstandard und Alltagskultur in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert, Oldenbourg Verlag, Wien.